Wir trauern um Hildegunde Rech. Sie hat über viele viele Jahre in Wiesbaden immer wieder viel Gutes angestoßen, Neues ins Leben gerufen, gefördert und umgesetzt. Sie hat „Wiesbaden Engagiert!“ erfunden und groß gemacht. Wir werden unsere Chefin vermissen und sind fest entschlossen, ihr großartiges Vermächtnis in ihrem Sinne weiterzuführen.
Nachruf auf die „Erfinderin“ von „Wiesbaden Engagiert!“
Am vergangenen Freitag ist Hildegunde Rech, Leiterin der Abteilung Jugendarbeit im Amt für Soziale Arbeit, nach einer sich rapide verschlechternden Krankheit im Alter von 66 Jahren verstorben. Die Nachricht über ihren Tod kam für uns alle plötzlich und unerwartet. Wir sind fassungslos, betroffen und unendlich traurig.
Mit Hildegunde Rech verlieren wir eine langjährige Weggefährtin und Kollegin. Mit ihrer Tatkraft, Kreativität, Lebendigkeit und Energie hat sie uns inspiriert und mitgerissen. Ihr Einsatz für die jungen Menschen in unserer Stadt war beispielhaft. Dabei galt ihr besonderes Augenmerk denjenigen, die besonderer Unterstützung bedürfen. Hildegunde Rech hat sich stets dafür eingesetzt und Lösungen kreiert, damit junge Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihres Bildungsstands und ihrer finanziellen Situation an den Angeboten und Chancen, die Wiesbaden bietet, teilhaben können. Nur beispielhaft seien der Aufbau der “Mobilen Jugendarbeit“, “Schöne Ferien vor Ort“, die Weiterentwicklung der Familienkarte oder „Wiesbaden International“ mit seiner Idee, internationale Begegnungen gezielt für finanziell weniger leistungsfähige junge Menschen zu realisieren, erwähnt.
Die Stärkung des sozialen Zusammenhalts in der Stadt war ihr ein besonderes Anliegen. Mit der Erfindung des Formats “Wiesbaden Engagiert!“ hat sie Personen und Institutionen zusammengebracht, die sich anders vielleicht nie begegnet wären. Damit hat sie dafür gesorgt, dass Angebote und Leistungen der Sozialen Arbeit von Unternehmen wahrgenommen und wertgeschätzt werden, die sonst wenig von dieser Seite der Stadt mitbekommen würden. Es ist ihr mit diesem Format sehr erfolgreich gelungen, eine gemeinsame Verantwortung vieler unterschiedlicher Akteure für das Zusammenleben in unserer Stadt zu entwickeln. Hildegunde Rech war die Vordenkerin dieses Projekts. Aus Unternehmen dieser Stadt sind echte Unternehmenspartner für unser Dezernat geworden. Dies fortzuführen ist auch in Zukunft unser Auftrag.
Würdigung beim Meeting of Styles 2019
Im Juni 2019 entstand beim Graffiti-Festival Meeting of Styles 2019 unter dem Brückenkopf in Mainz-Kastel ein großes Portrait von Hildegunde Rech. Es war eine Überraschung für sie, ein großartiges Danke der Graffitiszene und ein besonderes Geschenk, das anlässlich ihrer Verabschiedung aus dem Amt im Herbst diesen Jahres gedacht war. Realisiert wurde das Kunstwerk vom Graffitikünstler Mate aus Mailand.
Hildegunde Rech war stets Anwältin der Interessen junger Menschen und hat sich engagiert dafür eingesetzt, dass junge Menschen ihren Platz in der Mitte unserer Gesellschaft finden und haben. Ob das die Plätze, Treffmöglichkeiten, Jugendräume oder Skateranlagen für Jugendliche in den Stadtteilen sind, die Unterstützung bei der Entwicklung des Kulturparks am Schlachthof oder die Förderung jugendtypischer Musik- , Theater- und Kunstformate – jungen Menschen Beteiligungsmöglichkeiten zu erschließen und dabei ihre Wünsche und Interessen einzubeziehen und zu vertreten war ihr ein großes Anliegen, das sie erfolgreich und manchmal auch gegen so manche Widerstände in Wiesbaden umsetzen konnte. Wenn ihr etwas wichtig war, dann konnte sie sehr unbequem sein. Zweifelsohne war Hildegunde Rech eine Person mit Ecken und Kanten, eine mit der man streiten konnte. Aber auch diejenigen, die in der Sache nicht ihrer Meinung waren, zeigten stets Respekt für ihr Engagement in der Sache – und ihre Hartnäckigkeit.
Ohne sie gäbe es kein “Meeting of Styles“ – ein mittlerweile weltweites Festival der Graffitikunst, das in Wiesbaden seine Wurzeln hat. Dass die Künstler sie im Juni dieses Jahres in der Galerie am Brückenkopf mit einem eindrucksvollen Portrait gewürdigt haben, bestätigt die hohe Wertschätzung, die ihr entgegengebracht wurde – und wird jetzt nach ihrem plötzlichen Tod zu einer besonderen Erinnerung.
Hildegunde Rech hat als junge Sozialarbeiterin 1980 im Amt für Soziale Arbeit begonnen, damals als Bezirkssozialarbeiterin in der AG Soziale Brennpunkte und war hier zunächst tätig in der damaligen Obdachlosensiedlung Wachsacker. Es folgten Etappen als Arbeitsgruppenleiterin, unter anderem für Dotzheim und Schelmengraben, und als Vorsitzende des Personalrats Stadtverwaltung, bevor sie 1991 die Leitung der Abteilung Jugendarbeit im Amt für Soziale Arbeit übernahm. Dass die Abteilung Jugendarbeit weit über die Grenzen Wiesbadens hinaus einen ausgezeichneten Ruf genießt, ist auch Hildegunde Rech zu verdanken.
Die Vorbereitungen für ihre Verabschiedung zum Ende ihres Berufslebens im November 2019 liefen bereits. Dass wir nun auf diese Weise endgültig von ihr Abschied nehmen müssen, erschüttert uns sehr. Wir verlieren eine sehr kompetente und zu Recht anerkannte Fachfrau und einen stets hilfsbereiten, verlässlichen und liebenswerten Menschen. Danke Hildegunde!
Wiesbaden, am 9. September 2019
Christa Enders, Leiterin des Amts für Soziale Arbeit, und Christoph Manjura, Sozialdezernent